Personal & Führung

Wie Ihr Unternehmen agil wird

26. Juli 2022

Was bedeutet Agilität? Damit ist einerseits gemeint, dass ein Unternehmen flexibel handelt und sich schnell auf das einstellen kann, was Kundinnen und Kunden wünschen. Auch Veränderungen am Markt werden früh genug erkannt, sodass man reagieren kann. Andererseits bedeutet es, dass die Mitarbeitenden eigenverantwortlicher arbeiten. Letzteres ist gar nicht so neu: Eine unternehmerisch denkende Belegschaft wünschen sich viele Firmenchefinnen und -chefs schon lange.

Transparenz und Fehlerkultur sind wichtig


Das allerdings kann nur funktionieren, wenn man die Mitarbeitenden auch handeln lässt, wenn Unternehmenszahlen transparent kommuniziert werden und wenn eine Fehlerkultur gelebt wird. Und damit ist man schon mitten drin in der Agilitätsdebatte. Denn genau diese Dinge werden sehr oft immer schlechter umgesetzt, je größer ein Unternehmen wird. Der Vergleich mit einem Schiff ist hier durchaus passend: Eine kleine Jacht ist schnell und wendig. Bis ein Kreuzfahrtschiff gewendet und Fahrt aufgenommen hat, dauert es entsprechend länger. Grundsätzlich ist das kein Problem, solange das Umfeld ähnlich agiert. Aber in einer globalen, vernetzten Welt vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo ein Start-up gegründet wird, das eine Idee hat, die einer etablierten Firma zur Gefahr werden kann. Wenn dieser Betrieb nicht schnell genug reagiert, kann das existenzbedrohend werden. Die Musikindustrie ist ein gutes Beispiel dafür: Der Kauf von Tonträgern geht zurück, Musik wird heute gestreamt.

Agilität bedeutet Veränderung

Damit Ihre Firma nicht plötzlich von einer jungen dynamischen Idee überrollt wird, sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Betrieb agiler wird und mithalten kann. Das sollten Sie deshalb im Vorfeld wissen:

  • Ihre Mitarbeitenden werden zu Beginn wahrscheinlich nicht begeistert sein von Ihrer Idee. Denn Veränderungen sind unbequem. Der Schritt hin zu einem agileren Unternehmen ist umso einschneidender, je hierarchischer bisher bei Ihnen gearbeitet wurde. Darum ist es sinnvoll, den Prozess von einer externen Beraterin oder von einem externen Berater begleiten zu lassen. Es muss jemand sein, der die Ängste der Mitarbeitenden ernst nimmt. Er muss sie aber trotzdem davon überzeugen, dass ein Wandel der Unternehmenskultur eine Bereicherung für alle sein kann.
  • Ihre Angestelltinnen und Angestellten sollten nicht länger starr in ihren Abteilungen sitzen, sondern sich je nach Projekt zusammenfinden. Das stärkt die Kreativität. In einem großen Unternehmen könnte das heißen, dass Mitarbeitende nur noch einen (Roh-)Container mit ihren Arbeitsunterlagen, aber keinen festen Schreibtisch haben und dass man sich morgens seinen Arbeitsplatz dort sucht, wo man am nächsten mit seinem aktuellen Team zusammenarbeitet.
  • Die Projektteams organisieren sich selbst. Sie führen außerdem ein Projekt vom Anfang bis zum Ende selbstverantwortlich durch. Damit das funktioniert, wird ein Projektziel in viele Unterziele aufgeteilt. In regelmäßigen Abständen setzt sich das Team zusammen, um zu sehen, wie der aktuelle Stand ist und wie man weiterarbeiten sollte.

Damit Mitarbeitende so selbstständig arbeiten können, benötigen sie Einblick in alle wichtigen Unterlagen der Firma, also auch in die Geschäftszahlen. Wer will, dass die Belegschaft mehr Verantwortung übernimmt, muss als Chefin oder Chef auch bereit sein, Verantwortung abzugeben.

Und was machen die Chefinnen und Chefs?

Zunächst klingt das, als ob die Fühungskräfte künftig wenig in der Firma zu tun hätten. Das ist jedoch nicht so. Sie stehen immer als Ansprechpartnerin und -partner bereit, um mit Rat und Tat zu unterstützen, wenn es hakt. Wichtiger ist jedoch, dass sie eine Strategie für die kommenden Jahre entwickeln und diese ständig korrigieren, wenn das nötig werden sollte. Daraus ergeben sich Aufgaben, die an die Belegschaft delegiert werden.

Damit immer alle auf dem Laufenden sind und sich gegenseitig unterstützen können, gibt es zusätzlich zu den Team-Meetings regelmäßige Treffen, an denen alle teilnehmen und in denen jede Projektgruppe kurz sagt, woran sie gerade arbeitet, wie der aktuelle Stand ist und ob sie aus einem speziellen Bereich Hilfe benötigt.

Was außerdem wichtig ist

Wenn Sie sich entscheiden, Ihr Unternehmen agil zu führen, sollten Sie drei Dinge verinnerlichen:

  • Sie müssen Verantwortung übernehmen. Dann wird das irgendwann auch die Belegschaft machen. Schuldzuweisungen bei Fehlern helfen niemandem weiter und sind der falsche Weg.
  • Zugleich müssen Sie Vertrauen haben und Verantwortung abgeben, also Hierarchien abbauen. So können die neu formierten Teams eigenständiger arbeiten.
  • Ein agiles Unternehmen hört niemals auf, sich zu verändern. Denn genau dann wäre es nicht mehr agil.
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