München

München auf dem Weg zur „Zero Waste City“

14. November 2022

Seit dem 28. Juli 2022, dem „Earth Overshoot Day“, hat die Menschheit aufgebraucht, was ihr die Natur im ganzen Jahr zur Verfügung stellt. Nichts kann eindrücklicher unterstreichen, wie energisch wir auf einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen hinarbeiten müssen. Die Stadtsparkasse München hat sich deshalb mit Kristina Frank, Kommunalreferentin und erste AWM-Werkleiterin, für ein Interview getroffen. Was passiert in München, um den Umgang mit Ressourcen zu verbessern?

100 städtische Maßnahmen sollen Ressourcenverschwendung begrenzen

Insgesamt ist die Landeshauptstadt München ist in vielerlei Hinsicht auf einem guten Weg. Unter anderem will sie Mitglied im Verein Zero Waste Europe werden, einem Netzwerk von 400 europäischen Kommunen, die sich die Themen Ressourcenschonung und Abfallvermeidung auf die Fahne geschrieben haben. Der Münchner Stadtrat hat dazu im Juli 2022 ein ausführliches Konzept verabschiedet: Hier werden rund 100 gesamtstädtische Maßnahmen definiert, durch die das Müllaufkommen deutlich reduziert und Ressourcen geschont werden sollen. Konkrete Zielmarke ist eine Verringerung von Haushaltsabfällen um 15 Prozent und von Restmüll um 35 Prozent bis zum Jahr 2035.

Der international verbreitete englische Begriff Zero Waste kann auf Deutsch zweierlei bedeuten: zum einen null Abfall – was selbst Kristina Frank als „nicht realistisch“ bezeichnet. Zum anderen heißt es aber auch null Verschwendung, und dieses Ziel lässt durchaus schon auf mittlere Sicht erreichen. Vorausgesetzt, alle machen dabei mit.

Recycling ist eines der obersten Gebote

Entscheidend für den Erfolg, so betont man es beim AWM, ist eine konsequente Kreislaufwirtschaft – also das Recycling von Rohstoffen, wie es etwa die kommunalen Wertstoffhöfe längst für zahlreiche Materialien ermöglichen. Pappkartons, Elektroschrott, Baustoffe, Plastik: Sehr viel davon ist recyclingfähig und kann somit zu Zero Waste beitragen.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch der Biomüll, sprich: organische Abfälle aus Gärten, Küchen und Speisekammern. Solche Reste stellen ebenfalls einen wertvollen Rohstoff dar und sind viel zu schade, um einfach verbrannt zu werden – was obendrein zur Erderwärmung beiträgt. Hier will die Landeshauptstadt ihre Bürgerinnen und Bürger künftig noch konsequenter daran erinnern, dass solche Abfälle in die braune Biotonne gehören und nicht in den Restmüll: Nur dort haben sie die Chance auf ein neues Leben in Form von Gartenerde oder Biogas-Energie.

Die neue Kampagne: witzig, sympathisch und einleuchtend

Einer neue Plakatserie des AWM soll das allgemeine Bewusstsein dafür jetzt noch mehr schärfen. „Obacht! Ich bin kein Restmüll!“ – so ermahnen personifizierte Essensreste wie Brotrinden, Bananen- oder Eierschalen mit witzigen Gesichtern die Münchnerinnen und Münchner, sie in die richtige Tonne zu werfen. Am 9. November wurde die Kampagne offiziell vorgestellt, zunächst mit fünf Motiven, die an den städtischen Müllfahrzeugen zu sehen sein werden. Im Jahr 2023 sollen weitere hinzukommen, der Slogan bleibt jedoch immer der gleiche.

Bürgermeisterin Verena Dietl freut sich sehr über den optisch gelungenen Auftritt: „Der AWM zeigt damit auf münchnerisch-sympathische Weise, warum es sich lohnt, Bioabfall als Wertstoff zu erkennen und richtig zu trennen, und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Erreichen des Zero-Waste-Ziels.“

Je mehr Kreisläufe, desto besser für die Umwelt

Werkleiterin Kristina Frank weist außerdem darauf hin, dass sich Münchens tägliche Bioabfälle nicht nur in wertvollen Humus, sondern auch in Ökostrom für rund 1.000 Haushalte umwandeln lassen. In diesem Zusammenhang spricht sie ein weiteres erklärtes Ziel der Landeshauptstadt an, nämlich bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. „Ein ganz wichtiger Schritt dafür ist es, in einer Kreislaufwirtschaft zu denken und den Kreislauf auch tatsächlich zu schließen. Auch dafür brauchen wir eine Stadt ohne Ressourcenverschwendung.“

Nicht zuletzt hat konsequentes Trennen für jeden Haushalt ganz handfeste Vorteile, wie Kristina Frank betont: „Je weniger Müll in der Restmülltonne landet, umso weniger Müllgebühren muss ich bezahlen. Gerade in einer teuren Stadt wie München macht sich so etwas natürlich bemerkbar.“

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