Rudolf Reinstadler ist gelernter Bildhauer. Aber auch als Modellbauer, Kulissen- und Theatermaler kann der gebürtige Münchner seit Jahrzehnten Erfolge auch über die Stadtgrenzen hinaus verzeichnen. Eine rund 2.000 Quadratmeter große Fläche gestalten zu dürfen, auf die Jahr für Jahr Tausende von Gäste blicken, war dennoch etwas ganz Besonderes. „Und ein Riesenglücksfall“, wie er sagt.

Was genau sieht man an den Wänden im Hacker-Festzelt?

Rudolf Reinstadler: Sehenswürdigkeiten wie den Viktualienmarkt und die Frauenkirche neben unbekannten Ecken. Biergärten, Baustellen, Münchner Szenen vom Picknick an der Isar übers Surfen auf der Eisbachwelle bis hin zu einer ärmlich gekleideten Frau, die neben Hipstern in der Mülltonne wühlt – München hat ja viele Gesichter.

Wie kam’s, dass man Sie beauftragte und keinen anderen Künstler?

Reinstadler: Weil ich bei der Neugestaltung des Hacker-Festzelts im Jahr 2004 schon mit im Team war? Weil ich schon an vielen größeren und kleineren Projekten auf der Wiesn mitgewirkt habe – am Hofbräu-Festzelt und an der Bräurosl zum Beispiel? Bestimmt auch, weil ich als Münchner Kindl die Stadt so gut kenne.

„München hat ja viele Gesichter.“

Und dann hingen Sie unter dem weiß-blauen Himmel und malten?

Reinstadler: Haha nein, das Procedere war folgendermaßen: Ich fertigte Skizzen auf Papier an, die dann in meinem Atelier auf einzelne Platten übertragen wurden. Wir malten zu zweit daran – allein wäre das nicht machbar gewesen von Januar 2016 bis März/April. Man ließ mir ziemlich freie Hand. Nur einmal gab es eine kleine Panikattacke, denn die Brauerei fürchtete, dass wir nicht pünktlich fertig werden.

Erinnern Sie sich an besondere Reaktionen auf Ihr Gemälde?

Reinstadler: Sehr süß äußerte sich eine junge Bedienung über meine Isartal-Szene mit Flößern, Maibaum etc. in einer der oberen Boxen. „Das ist meine Heimat!“, sagte sie überglücklich. Einen Aufschrei gab es auch mal: über das Motiv der Araberin in der Galerie – von wegen Islam-Verherrlichung etc. Doch der Festzeltwirt reagierte gelassen auf die Drohbriefe und ließ sich demonstrativ vor der verschleierten Dame für die Presse fotografieren.

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Welche weiteren Werke kennt man von Ihnen?

Reinstadler: Die Liste ist lang, daher einige Meilensteine: Mit den Kulissen für „Die unendliche Geschichte“ startete ich in die Filmbranche. In München kennen Sie vielleicht die Brunnen in den Paulaner Biergärten und das Dinosaurier-Modell im Tierpark Hellabrunn. Falls Sie mal nach Riad kommen: Im dortigen Vapiano durfte ich die Tafel gestalten.

Wie würden Sie Ihre Kunst interpretieren?

Reinstadler: Interpretieren? Gar nicht. Ich mache ehrliche Kunst zum Staunen und Schmunzeln. Man könnte sie Road-Art nennen. Kunst im Vorbeigehen, die Spaß macht. So wie mir meine Arbeit einfach Freude macht.

Fürchten Sie das Aussterben der Malerei – Stichwort Digitalisierung?

Reinstadler: Klar hat sich vieles verändert. Im Film- und Fotobereich werden Hintergründe nachträglich einkopiert und auch 3D-Drucker werden zunehmend eingesetzt. Ich denke allerdings, dass handgefertigte Bilder oder Objekte auch künftig gefragt sein werden. Als besondere und persönliche Kunstwerke.

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