Das Atelier von Jörg Herz sieht aus wie ein Sprungturm. Und auf einen Sprungturm gehört eine Turmspringerin, dachte sich der Künstler. Besessen von seiner Idee, begann er mit dem Konzept. Die Figur an sich stelle ja kein Problem dar, wie er sagt. Da sei er Profi. Aber die Stahlkonstruktion und das Aufstellen – ohne Fachleute undenkbar. Mit einer Architektin und einem Statiker im Team war dann endlich auch die Baubehörde einverstanden und erteilte die offizielle Genehmigung.

Der Vermieter hatte schneller ein Herz für Jörg Herz

Mit dem Vermieter war die Sache schneller geregelt. Die Aussichten sind schließlich großartig: Eine Skulptur, die man bis zur S-Bahn-Station am Ostbahnhof sehen kann. Mit Beleuchtung – wenn genügend Geld da ist. Finanziert wird das Projekt über Crowdfunding. Zwischen 12.000 und 15.000 Euro wird es kosten – Planung, Konstruktion, Montage und Haftpflichtversicherung inklusive. Herz selbst möchte nichts dafür. „Ich mache das aus reiner Lebensfreude“, sagt der mehrfach ausgezeichnete Künstler. „Für andere muss ein Cabrio her, für mich eben ein Kunstwerk. Es soll den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“

Jede Figur hat eine eigene, besondere Identität

Jörg Herz ist Maler, Grafiker und Bildhauer. Seit zwei Jahren arbeitet er mit der Kettensäge. Da ist volle Konzentration angesagt, denn so eine Kettensäge ist gefährlich. Dass sie einen Mordslärm macht, stört Jörg Herz nicht. Mit Ohrenschutz ausgerüstet, entflieht der Künstler damit in eine Welt fern von Steuererklärungen & Co. und kann einfach so die Zeit vergessen. Sein Holz bezieht er von einem Bauern aus Icking. Zwei bis drei Jahre lang sollte es gelagert sein, dann ist es ideal für ihn und die Kettensäge. Anfangs „schnitzte“ er große Figuren damit. Inzwischen sind kleine Kunstwerke seine Spezialität, die natürlich viel schwieriger sind. Die Säge verzeiht keine Fehler. Einmal weg ist immer weg.

Der Kunde wollte Plastik, Jörg Herz überzeugte ihn von Holz

Für Holz spricht vieles in den Augen des Wahlmünchners: „Ich bin ein ungeduldiger Mensch und ich will schnell arbeiten. Außerdem ist Holz einfach ein schönes Material“, sagt der Künstler. Davon konnte er auch einen großen Firmenkunden überzeugen. Eine Art Oscar aus Plastik für den Mitarbeiter des Jahres? Da fiel dem Kettensägen-Virtuosen etwas viel Besseres ein: eine Skulptur aus Holz, abgeleitet aus dem Firmenlogo. Ein echtes Kunstwerk, das auf dem Schreibtisch landet und nicht im Müll. Denn auch das Thema Nachhaltigkeit liegt dem Künstler am Herzen. So meidet er Verpackungen, wenn möglich, und isst so gut wie kein Fleisch. Und für ein paar Euro möglichst billig nach Mallorca fliegen? Niemals.

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