München

Schokolade zum Träumen

29. Oktober 2020

Die GötterSpeise öffnet früh. Das ist auch gut so, denn schon zehn Minuten vor 8 Uhr stehen die Ersten vor dem Laden. „Das Schöne ist, dass einfach jeder kommt“, sagt Priti Sarah Henseler, die Herrin über Pralinen, Kuchen, Schichtnougatwürfel, Schokodrinks & Co. und präzisiert: „Die Jungen, Hippen aus dem Viertel, Geschäftsleute aus umliegenden Agenturen, Bewohner der schicken Seniorenresidenz ganz in der Nähe, Mamas, Touristen, Stamm- und Neukunden. Alle lieben Schokolade, davon ist sie überzeugt. Sie selbst ist ihr schon lange verfallen und eine bekennende Naschkatze. Vor allem bei dunkler Schokolade kann sie nur schwer Nein sagen. „Die macht aber wenigstens schnell satt“, wie sie betont.

Angefangen hat die Schokoliebe vor rund 30 Jahren in Goa. Die Mutter hatte sie dorthin mitgenommen, ihrer ganz persönlichen Vorstellung vom Paradies folgend. Priti Sarah Henseler verbrachte dort den Großteil ihrer Kindheit. „Priti“ kommt aus der in Indien verbreiteten Sprache Sanskrit und bedeutet im Deutschen viel Positives wie Glück, Liebe, Freude und angenehme Empfindung. Die empfand die junge Zugezogene auch in der kontroversen, bunten Vielfalt des Landes und inmitten eines wahren Feuerwerks an exotischen Gerüchen. Meistens jedenfalls. Die intensivsten Glücksmomente erlebte sie, wenn Freundinnen aus Deutschland zu Besuch kamen und sorgsam verpackte Schätze aus Schokolade mitbrachten. Richtige Schokolade gab es in einem heißen Land wie Goa damals nicht.

Die GötterSpeise ist eine feste Institution der Schokoladenliebhaber

Bevor sie ihr Paradies im Glockenbachviertel eröffnete, lebte die aus der Nähe von Bielefeld stammende Priti Sarah Henseler in Köln und jettete als Flugbegleiterin durch die Welt. In München landete sie der Liebe wegen. Im Jahr 2002 machte sie dann ihre Leidenschaft zum Beruf und startete mit der GötterSpeise. Schon der erste Anblick ist ein Genuss: das herrliche alte Haus, die roten Markisen, die Tische und Stühle vor der Tür. Innen geht es sinnlich weiter. Regale und Vitrinen sind prall gefüllt mit Tafelschokoladen, Pralinen und Konfekt, Tees, Kaffees, Konfitüren und Gebäck, Zutaten für eigene Süßspeisen, wunderschöner Dekoration und inspirierender Literatur. Zu den Besonderheiten gehören die Raw Chocolate Specials und Drinks – für viele Gäste die besten Energiespender überhaupt.

Die Frühstücker nehmen gern ein Croissant, mittags läuft die Espressomaschine auf Hochtouren, später kommen die Gäste zu Kaffee und Kuchen. Den ganzen Nachmittag könnte man hier sitzen, plaudern, die Geschmacksknospen verwöhnen und Leute beobachten. Qualität und hochwertige Rohstoffe sind bei der GötterSpeise Trumpf. Daher wird ausschließlich mit besten Chocolatiers kooperiert, die in England, Frankreich bzw. Belgien produzieren oder auch ganz in der Nähe.

Inspirationen holen sich Priti Sarah Henseler und ihr Team auf Messen und Reisen, in London, Amsterdam und Paris. Dort wird dann probiert, verglichen, im Schokohimmel geschwebt und akribisch ausgewählt. Aktuelle Bestseller im Laden sind gerade die Sardinen in der Büchse oder im Netz und der Kaviar in Dosen. Aus Schokolade natürlich.

An Halloween wird es gerne ein bisschen gruselig in der GötterSpeise

Schokoaugen mit roten Adern, Kürbisse aus Marzipan, in Schokolade gegossene Gespenster und Fledermäuse – rund um Halloween tauchen bei der GötterSpeise schaurige Dinge auf. Das Schöne daran: Sie schmecken auch noch. Was Sie künftig noch so im Paradies der Leckermäuler und Zuckerschnuten erwarten können? „Einen Zehn-Jahres-Plan habe ich nicht“, sagt Priti Sarah Henseler. Ideen hat sie jedoch viele. Vielleicht gibt es ja auch einmal eine weitere Filiale. Oder auch nicht. Denn: „Ich liebe diesen Ort hier“, schwärmt die 48-Jährige. Und das kann man voll verstehen.

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