Die Geschichte des Oktoberfests kennen Sie vermutlich: Zu Ehren der Hochzeit von Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen fand am 17. Oktober 1810 ein Pferderennen statt. Austragungsort war eine große Wiese am Rand von München. Zu Ehren der Braut wurde diese dann Theresienwiese genannt. Fahrgeschäfte gab es damals noch nicht und die Städter kamen festlich gekleidet zu diesem allerersten Oktoberfest. Keineswegs in Tracht übrigens, sondern im angesagten französischen Chic. Das Dirndl war zu dieser Zeit noch nicht mal erfunden.

Mit der Landbevölkerung kam auch die Tracht

Das Fest auf der Theresienwiese war der totale Renner. Wieso also keine Fortsetzung, dachte sich der Landwirtschaftliche Verein in Bayern, und ließ die Party Jahr für Jahr aufs Neue steigen. Eigentlich, um bäuerliche Leistungen zu präsentieren. So kam ab dem Jahr 1811 auch die Landbevölkerung auf die Theresienwiese. Fein gekleidet in mehrteiligen historischen Trachtengewändern. Erst rund 100 Jahre später guckte sich die Städterin, die zur Sommerfrische in die Berge fuhr, die damalige Arbeitskluft von der Landmagd ab und ließ sich das sogenannte Dirndl stylish nachschneidern.

Zwischenhoch fürs Dirndl: die Olympischen Spiele

Bis Dirndl und Lederhosen quasi zum Muss auf der Wiesn wurden, dauerte es noch ein paar Jährchen. In den 1950er und 1960er Jahren warfen sich die Besucher in den Anzug oder ins Kostüm, danach dominierte ein kunterbunter Freizeitlook. Tracht war lange total uncool. Die jungen Leute kamen in Jeans. Oder gar nicht. Bis es um die Bewerbung für die Olympischen Spiele 1972 ging. Rund um den Globus sollte die Botschaft geschickt werden: München ist eine Weltstadt mit Herz. Um das möglichst glaubhaft zu kommunizieren, erfand das Stadtmarketing dafür kurzerhand die Liaison vom Oktoberfest und der Tracht. Als dann auch noch die heutige Königin Silvia von Schweden als Olympia-Hostess im Dirndl im Rampenlicht stand, war es um jede Frau geschehen: Ein Dirndl musste her.

Erst nach diversen Aufs und Abs kam der Hype

Nach den Olympischen Spielen ebbte die Begeisterung für Tracht auf der Wiesn ein weiteres Mal ab. Jeder trug, was er wollte. Wie es wohl weitergegangen wäre, wenn wir nicht die Fußball-Weltmeisterschaft gehabt hätten? Hübsche Mädchen im Dirndl wurden nämlich im Jahr 2006 erneut zum Aushängeschild unserer Stadt. Und bis heute wurde das Dirndl zum Massenphänomen. Ob kurz oder lang, schrill oder zurückhaltend: Erlaubt ist, was gefällt.

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