Erfolgsstory, München

Aus Tradition wird Zukunft – die Erfolgsstory von Roeckl

21. Januar 2021

Könnte es zwei Geschäftspartner geben, die besser zueinander passen? Da ist auf der einen Seite die Stadtsparkasse München: 1824 gegründet als „Sparkasse der königlichen Haupt- und Residenzstadt München“, heute mit Abstand die beliebteste Bank der Landeshauptstadt. Und da ist auf der anderen Seite die Firma Roeckl: 1839 als kleiner Handwerksbetrieb des Handschuhmachers Jakob Roeckl an den Start gegangen, seitdem stetig gewachsen und längst eine Modemarke von internationalem Ruf. Beide Traditionsunternehmen sind so eng mit der Stadt und ihrer jüngeren Geschichte verbunden, dass sogar ein öffentlicher Platz und eine Straße nach ihnen benannt wurden – die Sparkassenstraße in der Altstadt und der Roecklplatz im heutigen Dreimühlenviertel.

Vom Handwerksbetrieb zum Großunternehmen

Die Erfolgsgeschichte von Roeckl beginnt in der Kaufingerstraße, mitten in München. Jakob Roeckl entwickelt damals ein neues Gerbverfahren, für das er ein Patent erwirbt – so kann er schnell expandieren und einen größeren Betrieb mit 70 Mitarbeitern eröffnen. 1867 übernimmt sein Sohn Christian das Unternehmen und bringt es endgültig auf den Weg zum Weltkonzern: Am Großen Stadtbach in der Isartalstraße lässt er eine Handschuhfabrik errichten, die die gesamte Wertschöpfungskette unter einem Dach vereinigt. Bis zu 1.000 Arbeitskräfte sind hier zeitweise beschäftigt; das bedeutet Rang zwei unter den größten Münchner Unternehmen, nur übertroffen von dem damaligen Dampflokomotiven-Hersteller Krauss-Maffei. Das markante Roeckl-Gebäude prägt über 100 Jahre lang das Stadtbild und entwickelt sich zur Keimzelle für einen ganzen Stadtteil. Ihre buchstäbliche Krönung findet die Firmengeschichte im Jahr 1893, als Roeckl zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt wird.

Nachhaltigkeit als prägendes Merkmal

Annette Roeckl, die das Unternehmen heute in der sechsten Generation leitet, betont: „Wir waren seit der Gründung immer standorttreu und durchgehend im Familienbesitz; wir haben langjährige Mitarbeiter und Partnerbeziehungen, wir sind berechenbar und zuverlässig. Für uns ist das alles ein wichtiges Stück Nachhaltigkeit.“

Ursprünglich hatte die heute 52-Jährige gar nicht vor, in die elterliche Firma einzusteigen; erst spät machte sie dort eine Ausbildung – und entdeckte dabei unerwartet ihre Leidenschaft für das Handwerk und die Produkte. Wer diesen Hintergrund kennt und mit ihr spricht, denkt automatisch: Gut, dass sie sich umentschieden hat. Annette Roeckl ist eine Powerfrau mit raumfüllendem Charisma, voller Energie, Optimismus, Ideen und Tatendrang. So ist sie vor 17 Jahren als Chefin angetreten und es hat dem Unternehmen offensichtlich gutgetan.

Mit Weitsicht durch die Corona-Krise

Von Vertrauen und Kontinuität ist auch die Partnerschaft mit der Stadtsparkasse München geprägt. Kundenbetreuerin Yvonne Steinbrecher, die seit drei Jahren für Roeckl zuständig ist, bestätigt: „Unsere Zusammenarbeit war immer gut, auch in schwierigen Zeiten. Wir sind beide traditionelle Münchner Institutionen, und wir schätzen die Firma Roeckl als langjähriges Familienunternehmen.“

v.l.: Yvonne Steinbrecher und Annette Roeckl

v.l.: Yvonne Steinbrecher und Annette Roeckl

„Die Stadtsparkasse München unterstützt ja aus Tradition vor allem kleine und mittelständische Unternehmen“, weiß auch Annette Roeckl. „Das spüren wir sehr positiv.“ Besonders gilt das in Zeiten der Corona-Pandemie, von deren Folgen die Firma Roeckl nicht ausgenommen ist. „Das hat uns voll erwischt“, sagt Annette Roeckl, „erst der Lockdown des Einzelhandels im März, dann die Einschränkungen im November und Dezember, und gerade das sind für uns normalerweise die umsatzstärksten Monate. Zum Glück haben wir die Weichen schon im Frühjahr richtiggestellt, Expansionspläne verschoben, Kosten gesenkt und die Möglichkeit der Kurzarbeit genutzt. Aber trotz allem hätte uns Corona viel härter getroffen, wenn uns die Stadtsparkasse nicht auch mit Überbrückungskrediten unterstützt hätte.“

„Und das haben wir natürlich gern gemacht“, bekräftigt Yvonne Steinbrecher von der Stadtsparkasse München.

Schutzmasken als Mode-Accessoire

Zwei Trends kamen in der Krise ebenfalls zu Hilfe: Zum einen hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Handschuhe nicht nur auf attraktive Art vor Kälte schützen, sondern auch vor Kontaktinfektionen über die Hände. Zum anderen haben sich Gesichtsmasken mit individuellem Design zu regelrechten Mode-Accessoires entwickelt. Für Annette Roeckl ein willkommener Anlass, kreativ zu werden: „Als Hygieneartikel haben wir Baumwollhandschuhe neu eingeführt, die bis 60 Grad waschbar sind. Eine Spezialfirma stattet sie für uns zusätzlich mit antiviralen und antibakteriellen Eigenschaften aus. Und bei den Masken, die wir neu ins Sortiment aufgenommen haben, kommen wir inzwischen mit der Produktion kaum noch nach. Manche Kundinnen kaufen gleich drei oder vier auf einmal.“

Das Sortiment wächst in die Breite

Langfristig macht dem Unternehmen allerdings auch ein Trend zu schaffen, der sich so bald nicht drehen dürfte: der Klimawandel. Mit zunehmend milder verlaufenden Wintern wird immer deutlicher, dass der Bedarf an wärmenden Handschuhen zurückgeht. „Unter anderem deswegen haben wir schon vor 20 Jahren zu diversifizieren begonnen“, erklärt Annette Roeckl. „Zuerst sind Seidentücher und Schals hinzugekommen – die lassen wir in Como fertigen, das eine unglaubliche Kultur an traditioneller Seidenverarbeitung besitzt. Das Nächste waren dann Taschen und Geldbörsen, für die wir sogar eine eigene Produktionsfirma in Rumänien aufgebaut haben.“

Spitzenqualität bleibt das A und O

Bei allem legt die Unternehmerin jedoch Wert auf hohe Qualitätsstandards und Nachhaltigkeit, so wie es alle ihre Vorfahren taten. Sie zitiert ihren Ururgroßvater, von dem der Ausspruch überliefert ist: „Ich bin nicht reich genug, um Billiges zu kaufen.“ Deswegen bekennt sich Roeckl konsequent zu Europa und zu handwerklicher Fertigung; es gibt weder Fließbandware noch Kompromisse beim Material, und nichts wird in Billiglohnländer mit zweifelhaften Arbeitsbedingungen ausgelagert. Man lässt die Produkte ausschließlich von Partnern aus Asien und Europa fertigen, die exzellente Qualitätsstandards bieten können und sowohl den strengen Roeckl-Regeln als auch den gesetzlichen Normen gerecht werden.

„Wir wollen keine Wegwerfware“, betont Annette Roeckl. „Deshalb bieten wir nicht nur neue Produkte an, sondern auch Reparaturen. Zum Beispiel kann man bei uns das Handschuh-Innenfutter erneuern lassen, denn das hält natürlich nicht so lange wie das Leder.“

„Jeder trägt für sich Verantwortung“

Und dieses Leder, erfüllt es ebenfalls den Anspruch der Nachhaltigkeit? „Ja, grundsätzlich. Und solange Tiere der Ernährung dienen, wird es auch Tierhäute und somit Leder geben, andernfalls müsste man sie als Sondermüll entsorgen. Bei uns werden jedenfalls keine Tiere eigens für die Ledergewinnung gehalten oder gezüchtet. Und die Gerbereien, mit denen wir zusammenarbeiten, sorgen mit modernsten Technologien für eine umweltschonende Produktion. Zum Beispiel wird das benötigte Wasser wiederaufbereitet und in den Kreislauf zurückgeführt.“

Natürlich ist sich auch Annette Roeckl der Grenzen bewusst, die einem einzelnen Unternehmen gesetzt sind. „Wir können die Welt nun mal nicht allein verändern“, sagt sie. „Es kommt auf alle an, auch auf die Verbraucher. Jeder trägt für sich Verantwortung.“

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