Erfolgsstory, München

Die Dirndl-Challenge

8. Juni 2020

Auf der Erfolgswelle schwimmt das Unternehmer-Duo von Ludwig & Therese bereits seit über acht Jahren. Dann kam die Corona-Krise mit vielen Beschränkungen und Absagen. „Keine Wiesn, keine Volksfeste, das ist natürlich gerade für uns bitter“, sagt Stefanie Flügler. „Wie können wir mit unserer Community in Kontakt bleiben? Wie die Zeit nutzen, einen Mehrwert schaffen, die Menschen beschäftigen?“ sind die Kernfragen beim Krisenmanagement. Dank positivem Denken, hoher Marketingkompetenz, viel Erfahrung und geballter Kreativität kam es zur Idee mit der Dirndl-Challenge.

Rund zehn Tage lang lief die #stayathomechallenge, die der Community von Ludwig & Therese die Gelegenheit gab, ihr eigenes Traumdirndl zu entwerfen und es auf Instagram mit anderen zu teilen. Vorgaben gab es fast keine. Außer einer Vorlage zur Orientierung. An Materialien und Techniken war alles erlaubt – Skizzieren, Malen, Kleben oder wie auch immer Nähen, in Originalgröße oder als Miniatur. „Wir waren richtig überrascht, wie gut manche zeichnen oder auch schneidern können“, erzählt Steffi. Auch die hohe Teilnahme überwältigte das Team. Wobei die ersten Tage rein gar nichts eintrudelte. Logisch eigentlich, denn man sollte ja nicht nur ein Bild hochladen, sondern zum kreativen Gestalter oder Instant-Modeschöpfer werden. Gar nicht so einfach.

Ein Dirndl für die Gewinnerin

Ob die Teilnahme genauso groß gewesen wäre, wenn es nur begeisterte Worte wie „Wir sind entzückt!“ und „Ihr seid einfach wundervoll!“ als Belohnung gegeben hätte, kann Steffi natürlich nicht beurteilen. Fest steht für sie jedoch, dass sie mit so viel Kreativität und Hingabe nicht gerechnet hat. „Es gab so derart liebevolle und wunderschöne Einsendungen“, sagt sie. Instagram wurde mit Fotos, Videos, Zeichnungen, Collagen und sogar musikalischen Untermalungen gefüttert. Eine Teilnehmerin nähte mit ihrer Oma, eine andere schneiderte ein Mini-Dirndl für ihre Barbie.

Inzwischen steht die Gewinnerin fest. Sie darf sich ihr Traumdirndl aus der neuen oder alten Kollektion bei Ludwig & Therese aussuchen. Ihr eigenes Modell könnte auch bald dabei sein. Denn die Jury, bestehend aus dem Design-Team, entschied nach drei Gesichtspunkten: Aufbereitung, Farbzusammenstellung, mögliche Umsetzung. Leicht war das nicht, denn es waren so viele tolle Modelle dabei. Das mit der Weltkarte auf der Schürze, die Traumrobe in royalem Blau, die Multikulti-Variante, Blumen, Animalprints, traditionell, schlicht, elegant, detailreich, wundervoll verarbeitet – viel Mühe und viele zauberhafte Ideen. „Es war schön zu sehen, wie die Leute reagiert haben und dass unsere Community so hinter uns steht“, sagt Steffi begeistert. Sie kann sich gut vorstellen, erneut eine derartige Aktion zu veranstalten.

Die Stadtsparkasse München hat uns von Anfang an ernst genommen

Direkt nach dem Studium wagte Stefanie Flügler den Sprung in die Selbstständigkeit. Mit Geschäftspartner Daniel Straub und der Idee eines Online-Shops für moderne Tracht. Dann kam die eigene Kollektion dazu, ein Pop-up-Store und der Laden im Herzen von Schwabing. Inzwischen zählt Ludwig & Therese zu den bekanntesten (Online-)Shops für angesagte Trachtenmode für Frauen, waschechte Kerle und Kinder. Die hochwertigen Stoffe kommen aus Europa, vor allem aus Österreich und Bayern. Auch die Produktion findet in Europa statt. Unter fairen Arbeitsbedingungen. Das wird regelmäßig überprüft.

Aller Anfang war natürlich manchmal auch holprig. „Wir waren erst Mitte 20 und noch total unerfahren und unsicher im Umgang mit Banken“, erzählt Stefanie Flügler. Bei der Stadtsparkasse München fühlte sich das Gründer-Duo gut aufgehoben. Man hat das Start-up ernst genommen, war bisweilen sogar erstaunt über die guten Kenntnisse und dass alle vorgelegten Ideen, Pläne und Konzepte Hand und Fuß hatten. „Und immer war jemand telefonisch erreichbar“, betont Daniel Straub, der Finanzler des Teams.

Und was die Nicht-Wiesn 2020 betrifft: „Der Münchner wird sich schon was einfallen lassen“, da ist sich Steffi sicher. Denn das Oktoberfest lässt sich so leicht keiner wegnehmen. Zur Not kann man sich ja zu Hause trachtenfein machen, per Skype schunkeln und die Maß genießen. Und auf jeden Fall in einem Outfit von Ludwig & Therese spazieren gehen, im eigenen Garten sitzen oder im Biergarten – mit Abstand natürlich. Oder à la „Casual Friday“ den Lederhosen-Donnerstag einführen, so wie es die Salzburger vormachen. Schau ma mal …

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