Erfolgsstory, München

Gewagt und gewonnen: Die ISEG hat einen neuen Firmensitz

1. Februar 2022

Gewerbeimmobilien in München sind teuer und ihre Finanzierung kann zum Drahtseilakt werden – selbst für Unternehmen mit langjähriger Erfolgsbilanz. Diese Erfahrung musste auch die ISEG machen, eine genossenschaftlich organisierte Fachgroßhandlung für Gebäudetechnik. Schon seit 1931 ist das Unternehmen in der Region München und Umgebung verwurzelt, die Zahl seiner Mitgliedsfirmen beträgt heute rund 100, die der Stammkunden sogar über 300.

Bis 2013 war die ISEG am Kegelhof in der Au in München ansässig, dann musste sie wegen Neubauplänen der Stadt München auf dem Gelände eine neue Bleibe suchen. Sie wurde auch schnell fündig: Die Stadt München bot ihr verschiedene Objekte an, darunter ein noch unbebautes Grundstück im Stadtteil Trudering. Hier auf der „grünen Wiese“ ein komplett neues Firmengebäude zu errichten, stellte sich als attraktivste Option dar. Doch dann begannen die Probleme.

Drei Banken lehnten die Finanzierung ab

„Die notwendige Finanzierungssumme lag bei 3,5 Millionen Euro und war damit höher als unsere Bilanzsumme“, berichtet Roland Winkler-Elsinger (rechts im Bild), seit 20 Jahren Geschäftsführer der ISEG. „Das erschien den Banken dann doch zu abenteuerlich.“

Hinzukam ein zehnjähriges Vorkaufsrecht der Stadt für den Fall einer Insolvenz – und zwar zu einem Preis unter der ursprünglich gezahlten Kaufsumme. Ergebnis: Drei Anfragen bei verschiedenen Finanzinstituten, dreimal eine Absage. Selbst die langjährige Hausbank, obwohl ebenfalls genossenschaftlich organisiert, schreckte vor dem Risiko zurück.

Vertrauen als Währung

Schließlich war es die Stadtsparkasse München, die in die Bresche sprang und die gesamte Finanzierung übernahm. Von „Hochrisikofinanzierung“ spricht Stadtsparkasse München-Mitarbeiterin Chiara Hanika, die den Kunden ISEG heute betreut. Keine absolute Ausnahme, aber doch meist ein erhebliches Wagnis. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen der SSKM mit gewerblichen Immobilienfinanzierungen wurde das Risiko in diesem Fall aber als vertretbar eingeschätzt – man kannte das alteingesessene Unternehmen, seinen Markt sowie das Wettbewerbsumfeld und konnte das Risiko am besten bewerten. Somit stand im Februar 2014 dem Bezug des neuen Firmensitzes nichts mehr im Weg: eine moderne Halle mit 1.800 Quadratmetern Gesamtfläche auf einem 4.000-Quadratmeter-Grundstück, verkehrsgünstig nahe der Wasserburger Landstraße gelegen.

„Die letzten sechs Jahre waren finanziell natürlich hart, aber inzwischen sind wir wieder in der Gewinnzone“, sagt Roland Winkler-Elsinger. „Da unsere Branche als systemrelevant gilt und wir somit wirtschaftlich eine durchwegs privilegierte Ausgangslage haben, sind wir auch vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Unsere Lieferfähigkeit konnte erhalten bleiben, trotz zum Teil erheblicher Lieferengpässe bei der Industrie.“ Und er hat Wachstumspläne: „Wir suchen ständig Firmen aus der Branche, die den genossenschaftlichen Gedanken wertebasiert, regional und nachhaltig mit Leben erfüllen.“ Noch größer, vor allem noch leistungsfähiger zu werden – dieses Ziel setzt sich das Unternehmen nach wie vor.

Geliefert wird alles rund um die Gebäudetechnik

Geschäftsfeld der ISEG ist überwiegend der gewerbliche Wohnbau. Hier bedient man das einschlägige Handwerk als klassische Fachgroßhandlung für Gebäudetechnik: Alles, was mit Bad, Gas, Wasser und Solarenergie zu tun hat, können entsprechende Fachbetriebe bei der ISEG beziehen – bei Bedarf sogar ergänzende Handwerksleistungen, etwa zur Brunnenbohrung für Wärmepumpen, zur Dachinstallation von Solarthermie-Anlagen oder zur Montage von Glasduschen und Rückwänden.

„Auf diesem Gebiet gibt es enorm viel zu tun“, erklärt Roland Winkler-Elsinger, „besonders auch durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Es müssen ständig Wohngebäude energetisch saniert werden, andere werden abgerissen und machen Platz für moderne Neubauten.“ Bei solchen Vorzeichen wundert es nicht, dass Handwerksunternehmen in unserer Branche einen besonders „goldenen Boden“ haben: „Unsere Mitglieds-Betriebe sind über Monate ausgebucht“, bestätigt Winkler-Elsinger. „Deshalb ist es wichtig für die Unternehmen, dass durch spezielle Dienstleistungen der Auftragsüberhang abgefedert wird.“ Für die ISEG wiederum bedeutet das langfristig sichere Umsätze und schwarze Zahlen.

Nachhaltigkeit als Prinzip – auch im eigenen Haus

Für energiesparendes Bauen und Sanieren hat das Unternehmen nicht nur alle nötigen Produkte, sondern es geht auch selbst mit gutem Beispiel voran: „Heizung und Kühlung werden in unserem Gebäude fast vollständig über eine Grundwasser-Wärmepumpe betrieben“, sagt Roland Winkler-Elsinger. „Nur bei extrem kalter Witterung springt zusätzlich eine Holzpellet-Heizung ein. Auf dem Dach haben wir eine Photovoltaik-Anlage und in unserem Fuhrpark sind inzwischen drei rein elektrische Firmenfahrzeuge und zwei mit Hybridantrieb.“

Kundenbetreuerin Chiara Hanika merkt an, dass dieser Aspekt auch beim positiven Kreditbescheid der Stadtsparkasse München eine Rolle gespielt hat: „Es geht bei solchen Entscheidungen nicht mehr nur um Bilanzen und Erfolgsaussichten, sondern auch das Thema Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem wichtigen Kriterium.“ Unternehmen, die umweltfreundlich wirtschaften, haben also umso bessere Chancen, wenn es um Finanzierungsanfragen geht.

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