Die Holzfiguren hoch oben im Turm des Rathauses kennen Sie bestimmt. Aber haben Sie die Schäffler schon mal live erlebt? Am 4. März um 14 Uhr beehren uns die Tänzer im Foyer der Hauptstelle. 20 Tänzer, zwei Reifenschwinger, zwei Kasperl und ein Fähnrich gehören zur Truppe. Ihre Kostüme sind auffällig: grüne Kappen, rote Jacken, Lederschurz und schwarze Kniebundhosen. Viele unterschiedliche Figuren, Drehungen und Formationen wie Laube, Kreuz, Schlange und Krone gehören zur Choreografie.
Warum die Schäffler tanzen? Mit ihrem Auftritt erinnern sie alle sieben Jahre an eine Legende aus der Pestzeit: Man schrieb das Jahr 1517. Zum wiederholten Mal wütete die Pest in München. Tausende waren gestorben. Auch nach dem Ende der Seuche traute sich fast keiner auf die Straße. Da beschloss ein Schäffler, die Menschen mit einem Tanz zu erheitern. Weitere Schäffler schlossen sich ihm an. Und siehe da: Schon bald erfreuten sich die Münchner wieder ihres Lebens.
Warum der Tanz nur alle sieben Jahre aufgeführt wird, ist nicht ganz klar
„Wir haben sehr viel geforscht, aber letztendlich wissen wir es nicht“, sagt Wilhelm Schmid, der Vorsitzende des „Fachvereins der Schäffler Münchens“. Vermutet wird, dass die Pest alle sieben Jahre besonders heftig wütete. Zudem gilt die Zahl sieben in der Mythologie als Glückszahl. Möglicherweise liegt es auch an Herzog Wilhelm IV., der den Schäfflern das Recht gab, alle sieben Jahre ihren Tanz aufzuführen.
Aber zurück zum Schäfflerjahr 2019. Bis Faschingsdienstag werden die schmucken Tänzer zahlreiche Auftritte absolvieren. In München, im Umland, im Freien, in unterschiedlichen Einrichtungen, in einigen Filialen der Stadtsparkasse. Echte Schäffler gibt es nur noch wenige. Dafür tanzen auch Banker, Hausmeister und viele andere mit.
Was sind eigentlich Schäffler?
Schäffler sind Fassmacher und sie zählen zu den ältesten Berufsbildern der Menschheit. Eine letzte noch aktive Fassmacherei gibt es in München-Laim: die Fassfabrik Schmid. Seit 1914 werden hier Bier- und Weinfässer sowie Kübel aus Eichenholz hergestellt oder repariert. Die Fassfabrik Schmid ist einen Besuch wert, wenn man Wasserfässer, Pflanzenkübel, Möbel oder Deko-Objekte aus gebrauchten Bier-, Wein- und Schnapsfässern sucht. Oder einfach, um Wilhelm Schmid persönlich zu beglückwünschen, dass er neben seiner Fassfabrik auch seinen Fachverein pflegt.