Mal ehrlich: ein Stoffbeutel hat doch in jeder Tasche Platz. Und ein paar Schraubgläser oder andere leere Verpackungen hat man auch schon angesammelt. Keine Ausreden also. Verpackungsfrei einkaufen geht ganz einfach. Auch spontan.* Im Grunde haben Christine Traub, Hannah Sartin und Carlo Krauß vom „OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt“ gar nichts Neues erfunden. Im Tante-Emma-Laden von früher ist man auch mit leeren Behältern angerückt. Und doch scheint der Verzicht auf Plastik & Co. für viele nicht umsetzbar zu sein. Oder angeblich zu kostspielig. Eher ist die Discounterware zu günstig, wenn auf die Wertschöpfungskette geachtet wird. Die vermeintlich teureren Produkte im OHNE-Laden können auf lange Sicht so einiges ersparen. Oder wie Christine Traub das so schön erklärt: „Bioprodukte sind viel gesünder für den Körper und beugen teuren Medikamenten oder Behandlungen vor. Außerdem macht zum Beispiel unser Sauerteigbrot der Lokalbäckerei Brotzeit aus Grünwald länger satt als andere konventionelle Backware. Weniger ist also mehr.“

„Jeder will eine Änderung, aber keiner will sich ändern“

Klar hat sich schon viel getan. Fridays for Future, Greta Thunbergs Aktivismus, Projekte zur Vermeidung von Plastik – die Welt ist aufgerüttelt, der Druck auf Hersteller, Läden und Discounter ist gestiegen. „Man muss einfach anfangen“, sagt Christine Traub. Sie glaubt, dass sich alle die verpackungsfreien Produkte leisten könnten. Der zweite OHNE-Laden war ein wichtiger Schritt, wie sie sagt, um den steigenden Bedarf zu decken und jedem das verpackungsfreie Einkaufen in München zu ermöglichen. Außerdem ist ja nicht jeder bereit oder hat die Möglichkeit, durch die halbe Stadt zu fahren wie ein besonders treuer Kunde, der regelmäßig von Dachau nach Schwabing radelt, um verpackungsfrei einzukaufen.

Auch mit Kautabletten kann man sich die Zähne putzen

Können Sie alles im OHNE-Laden kaufen? Fast. Der neue Laden in Haidhausen hat allerdings kein frisches Obst oder Gemüse. Da gibt es genügend Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Umgebung. Das Angebot zum Selberabfüllen ist dafür riesig und reicht von Cerealien, Honig und Kaffee über Linsen, Reis und Nudeln bis hin zu Balsamico, Rapsöl und einer großen Auswahl an Gewürzen. Molkereiprodukte, Tofu und Eingelegtes gibt es im Glas. Wein in Flaschen, Eier einzeln, täglich frisch Belegtes und Kuchen an der Theke. Cappuccino, Latte Macchiato & Co.? Auch das. Am kleinen Tischchen an der Seite. Auch im Non-Food-Bereich ist der OHNE-Laden ganz groß. Zahnputztabletten, Reinigungsmittel, Pflaster, Edelstahlstrohhalme, Cremes – die Regale sind voll mit nachhaltigen Plastikalternativen. „Die Shampoos und Conditioner sind der Renner! Und sie riechen so gut!“, schwärmt Marleen Uebel. Sie jobbt hier neben ihrem Biologie-Studium. In ihrer WG lebt sie auch möglichst plastikfrei.

„Wir lieben das Zero-Waste-Konzept!“

Null Müll oder der stetige Versuch, auf einen Alltag ohne Restmüll hinzuarbeiten, ist die große Vision von Chrissi, Hannah und Carlo. Das ziehen sie im Laden durch und auch privat. Die Ladeneinrichtung ist selbst entworfen, alle Stücke sind sorgfältig ausgesucht und in liebevoller Handarbeit gefertigt. Die Lebensmittelspender Glasbin® hat Carlo entwickelt – plastikfrei, versteht sich. Auch in anderen Läden und Cafés gibt es sie bereits, im ersten verpackungsfreien Laden in Luxemburg zum Beispiel, in Lissabon, in Norwegen. Geachtet wird auf kurze Wege und transparente Wertschöpfungsketten.
Die Produkte sind alle so lokal oder regional wie möglich.

Und wenn Sie im OHNE-Laden in der Schellingstraße 42 mit Ihrer Sparkassen-Card (Debitkarte) bezahlen, können die den München-Vorteil nutzen und bekommen zwei Prozent Cashback auf Ihr Konto gutgeschrieben.

*Tipps:

  • Allzeit-bereit-Beutel: Jutebeutel mit Gefäßen verschiedener Größen packen und deutlich sichtbar beispielsweise an die Eingangstür hängen.
  • Behälter horten, wie Schraub- oder Bügelgläser, Brotzeitdosen, Baumwollsäckchen, leere Waschmittelflaschen. Diese können vor dem Befüllen an Kundenwaagen oder auch bereits zu Hause abgewogen werden, um das Leergewicht zu erfassen.
  • Do it yourself: Aus alten Klamotten Säckchen nähen.
  • Behälter leihen oder im Laden kaufen.
  • Gutscheine von „OHNE – der verpackungsfreie Supermarkt“ verschenken.
  • Buch „Wie wir es schaffen, ohne Müll zu leben“ (Hannah Sartin, Carlo Krauß) kaufen
  • SDie zwei OHNE-Läden in München, Schellingstraße 42 und Rosenheimer Straße 85, besuchen
  • Produkte selbst herstellen, wie z.B. Orangenreiniger & Co
  • Tauschen statt kaufen
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