Erfolgsstory

Von der Studierendenkneipe zum Dachs-Unternehmen

23. November 2022

Max Emanuel Brauerei: So gut wie allen Münchnerinnen und Münchnern dürfte der Name geläufig sein. Das altehrwürdige Lokal in der Adalbertstraße 33 blickt auf eine Geschichte zurück, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Tatsächlich war sie ursprünglich eine Brauerei mit Wirtschaft und Biergarten, bevor sie 1896 von Löwenbräu aufgekauft wurde. In den Jahrzehnten danach kannte man sie vorwiegend als einfache, preisgünstige Kneipe, die vor allem bei Studierenden der nahen Ludwig-Maximilians-Universität regen Zuspruch fand. In den Sechzigerjahren wurde sie außerdem weithin bekannt durch ihre Weißen Feste – rauschende Partys mit vollständig in Weiß gekleideten Gästen, die seit 1967 in jedem Fasching gefeiert wurden.

Ein Zufall stellt die Weichen zum Neubeginn

Tempi passati. Zuletzt stand die Wirtschaft gut zwei Jahre leer, während derer die Spaten-Löwenbräu GmbH als Eigentümerin das Gebäude grundlegend modernisierte. Und hier kommt, wie so oft, der Zufall ins Spiel: Ende 2019 spazierte der Vater von Oscar Schlehaider, einem Münchner Clubbetreiber und Eventmanager, an der Baustelle vorbei – und spontan kam ihm der Gedanke, seinem Sohn die Immobilie schmackhaft zu machen. Für den früheren Pächter war noch kein Nachfolger bestimmt, also könnte hier doch eine spannende neue Aufgabe warten!

Start mit einem professionellen Dreierteam

Oscar wurde sofort hellhörig. Eine solche legendäre Gaststätte zu übernehmen und weiterzuführen – kann es für einen Unternehmer aus der Gastroszene eine schönere Herausforderung geben? Also begann Oscar Schlehaider unverzüglich, Nägel mit Köpfen zu machen.

Zwei Mitstreiter waren schnell gefunden: Einer davon war Konstantin Schottenhamel, ein guter Freund aus der gemeinsamen Schulzeit und als Sohn des Wiesnwirts Michael F. Schottenhamel mit reicher Branchenerfahrung ausgestattet. Dritter im Bunde wurde der gelernte Koch Daniel Pietsch, der unter anderem als Chefsaucier im Zwei-Sterne-Restaurant Alois des Feinkosthauses Dallmayr gearbeitet hatte. Sein Kontakt zu Oscar Schlehaider stammte aus der Zeit, als er in dessen Club Lucky Who jobbte, um sein Studium zu finanzieren.

Das Konzept: einfach und raffiniert zugleich

Eine Idealbesetzung, fanden alle drei, und so gingen sie gemeinsam mit Begeisterung ans Werk. Allerdings war ihnen klar, dass noch hohe Hürden auf sie warteten. Denn natürlich gab es auch andere – teils hochkarätige – Interessentinnen und Interessenten für die Wirtschaft mit dem klangvollen Namen. Es galt also, die Brauerei mit einem schlagkräftigen Geschäftsmodell zu überzeugen und die Mitbewerber und Mitbewerberinnen auszustechen. „Dafür haben wir uns wirklich reingehängt“, erzählt Oscar Schlehaider. „Wir sind in die Berge gefahren und haben uns tage- und nächtelang eingesperrt, um ein konkurrenzfähiges Konzept zu entwickeln.“ Was am Ende dabei herauskam, war so einfach wie anspruchsvoll: eine in sich stimmige Verbindung von traditioneller Wirtshauskultur, Münchner Gemütlichkeit und unverfälschter bayerischer Küche.

Fehlte nur noch ein origineller Name für die gemeinsame Betreibergesellschaft. Auf Dachs im Bau GmbH verfielen die drei schließlich als Hommage an den Kabarettisten Gerhard Polt: Das bayerische Kleinkunst-Urgestein ist von jeher ihr gemeinsames Idol und die Anspielung auf den Dachs geht auf einen seiner frühen Hörspiel-Sketche zurück (Als wenn man ein Dachs wär‘ in seinem Bau).

Konstruktive Starthilfe durch die Stadtsparkasse München

Letzten Endes gewannen Schlehaider, Schottenhamel und Pietsch mit ihrem Konzept nicht nur die Brauerei, sondern auch die Stadtsparkasse München, die das Projekt als Finanzierungspartnerin begleitete. Oscar Schlehaider war bereits seit 2017 zufriedener Kunde der Stadtsparkasse München, die Wahl fiel also nicht schwer. Zumal sich die Stadtsparkasse als ausgesprochen mutig erwies: „Wir haben den Kunden mit einer Finanzierung im mittleren sechsstelligen Bereich begleitet“, berichtet Firmenkundenbetreuer Maurizio La Neve. „Und das in einer Phase, in der die Corona-Pandemie ihren Hochstand erreicht hatte und die Gastronomiebranche nicht wusste, wie es weitergehen soll. Gleichzeitig haben wir die Gesellschafter zu Förderdarlehen beraten und konnten ihnen in Kombination mit der LFA Förderbank Bayern eine flexible und zinsgünstige Finanzierung anbieten. Drüber hinaus haben wir die Gaststätte gegen diverse Risiken abgesichert.“

Die Zusammenarbeit mit allen Gesellschaftern beschreibt Maurizio La Neve als „angenehm, einfach, schnell und freundschaftlich“. Auch Oscar Schlehaider findet lobende Worte für das Verhältnis zwischen Gesellschaftern und Kundenbetreuer, das er als „sehr gut und persönlich“ bezeichnet.

Der Erfolg beweist: Den Münchnern gefällt’s

Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit besticht in jeder Beziehung: Wirtsstube und Saal wurden komplett umgestaltet. Helle Holztöne und sattes Grün sind die dominierenden Farben, auch finden sich viele gelungene Anspielungen auf die traditionelle Wirtshauskultur (etwa mit Holzschnitten oder einer großflächigen Kachelofenwand), zugleich wirken die Gasträume aber modern und hochwertig. Die Speisekarte kann ebenfalls rundum überzeugen – sie enthält alles, was zu einem guten bayerischen Wirtshaus gehört, wartet aber auch mit nicht alltäglichen Spezialitäten wie Prosciutto Tyrolensis auf. „Ich möchte unseren Gästen ursprüngliche bayerische Speisen anbieten, die sich sehen lassen können und wie bei Oma schmecken“, erklärt Küchenchef Daniel Pietsch. Kulinarische Anleihen bei den südlichen Nachbarn und Nachbarinnen fügen sich in diese Palette harmonisch ein.

Wie gut die gefundene Mischung bei den Gästen ankommt, fasst Oscar Schlehaider in einem Satz zusammen, dem man nichts hinzufügen muss: „Seit der Neueröffnung im Juli 2022 hatten wir immer volles Haus.“

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