Erfolgsstory, Gewinnspiel

30 Jahre Häfft-Verlag: vom Mini-Startup zum Branchenstar

30. Juli 2020

Müssen Aufgabenhefte immer grau, trist und langweilig aussehen? Nein, befinden im Jahr 1990 zwei 14-jährige Schüler des Münchner Gymnasiums Fürstenried-West. Und die beiden, Andy Reiter (links im Bild) und Stefan Klingberg, nehmen die Sache auch gleich selbst in die Hand: Das von ihnen entworfene Hausaufgabenheft ist zwar eher schlicht produziert, aber es bietet, was es zuvor niemals gab – lustige Sprüche, Zeichnungen und interessante Infos.

Wie gründlich die zwei Hobbyverleger damit die einschlägige Szene aufmischen würden, hätten sie sich damals wohl kaum träumen lassen. Doch wer ihre Story verfolgt hat, reibt sich die Augen: Aus einer simplen Schüleridee ist im Lauf der Zeit ein erfolgreiches, etabliertes Unternehmen geworden, das in diesem Jahr stolze drei Jahrzehnte seines Bestehens feiert. Steiler kann eine StartUp-Karriere selbst in den USA nicht verlaufen.

Ein Geistesblitz als Initialzündung

Wie hat das alles angefangen? Zum ersten Mal treffen sich Andy und Stefan, als ihre beiden Klassen im Gymnasium 1989 zusammengelegt werden. Über die gemeinsame Arbeit in der Schülerzeitung „Bunker-Blatt’l“ lernen sie sich dann näher kennen und werden im Lauf der Zeit enge Freunde. Andy, der schon länger dabei ist, fungiert beim Blatt’l als Chefredakteur und ist auch für das Layout zuständig, Stefan wird Anzeigenleiter. Vom Wesen her sind die beiden recht unterschiedlich, aber das erweist sich eher als Vorteil: Stefan ist der Visionär und Verkäufer, Andy der Organisator und Umsetzer – zwei Charaktere, die sich perfekt ergänzen.

Ein Jahr später, in der 9. Klasse, durchzuckt sie dann während einer Redaktionssitzung der entscheidende Geistesblitz. „Damals gab es am Bunker nur so ein langweiliges Hausaufgabenheft von irgendeinem Schulbuchverlag“, erinnert sich Andy. „Da haben wir gedacht, das können wir besser, und haben ein Hausaufgabenheft gemacht mit all dem drin, was wir als Schüler gebraucht haben.“

Mit Beharrlichkeit zum Ziel

Die technische Umsetzung allerdings erweist sich als nicht gerade einfach. Mangels professioneller Ausrüstung entsteht die erste Ausgabe, die zu dieser Zeit noch nicht „Häfft“ heißt, „in mühsamer Fummelarbeit“ (Andy Reiter) auf einem Mikrocomputer namens Commodore 128. Ältere Leser werden sich erinnern: Der Arbeitsspeicher dieses Modells bot eine Kapazität von stolzen 128 Kilobyte – ein Wert, den jedes Smartphone heute locker um das Zwanzigtausendfache übertrifft.

Glücklicherweise haben Andy und Stefan über das „Bunker-Blatt’l“ Kontakte zu einer Schülerzeitungsdruckerei, die ihr damals noch schwarzweißes Hausaufgabenheft makellos produziert. Die allererste Ausgabe kostet vier Deutsche Mark – damit lässt sich zwar kein Gewinn machen, aber zumindest die Druckkosten sind gedeckt. Und die Idee schlägt ein: Die Mitschüler/innen sind begeistert, insgesamt werden 400 Exemplare verkauft. Ein Ansporn für die beiden Jungverleger, weiterzumachen und gleich die zweite Ausgabe in Angriff zu nehmen.

Die Pläne werden größer

Doch damit ist ihr Tatendrang noch lange nicht erschöpft. „Schülerzeitung war uns irgendwann nicht genug, wir wollten auch mehr Leser erreichen“, erinnert sich Andy Reiter. So gründen Andy und Stefan zum Ende ihrer Schulzeit das münchenweite Jugendmagazin „Mephisto“ – eine anzeigenfinanzierte Zeitschrift, die mehrere Jahre mit bis zu 30.000 Exemplaren erscheint, kostenlos an Schulen verteilt wird und auch in Cafés, Kneipen und anderen Szenetreffs ausliegt.

Daneben bauen Andy und Stefan nach dem Abitur das Vertriebsnetz für ihr „Münchner Hausaufgabenheft“ aus. Den ersten Erweiterungsschritt nach drei Jahren verdanken sie dem „Mephisto“: Dessen Redakteure, die aus vielen verschiedenen Münchner Schulen kommen, interessieren sich ebenfalls für das Hausaufgabenheft und fragen, ob sie es nicht auch für die eigene Schule herausgeben könnten. So erscheint „Das Münchner Hausaufgabenheft“ 1993 erstmals in ganz München. Verkauft werden die Hefte anfangs über die Schülervertretungen und Schülerzeitungen, die das eingenommene Geld – abzüglich einer kleinen Provision – anschließend an die beiden Gründer überweisen. Doch recht bald kommen auch die ersten Händler dazu – angefangen von kleineren Buch- und Schreibwarenhändlern bis hin zu Hugendubel.

Eine Idee erobert Bayern

Ein weiterer guter Freund, der in der bayernweiten Schülervertretung aktiv ist, regt schließlich an, dass Andy und Stefan ihr Hausaufgabenheft doch auch bayernweit anbieten könnten. Zuerst tun sie die Idee als Luftschloss ab, aber dann fängt sie doch an, in ihnen zu gären. Und schließlich gehen sie das Wagnis ein: Über die gleiche Vertriebsschiene wie zuvor in München machen sie ihr Hausaufgabenheft an den bayerischen Schulen bekannt. Wochenlang sitzen sie dafür am Telefon, und tatsächlich – Ende August, zwei Wochen vor dem bayerischen Schulanfang, kommt ihr Hausaufgabenheft fertig gedruckt in der erweiterten Auflage heraus.

Die Hefte lagern in der Druckerei in Ingolstadt, Stefan holt sie zwei Wochen lang dort ab und liefert sie mit seinem alten VW-Bus an die Schulen in ganz Bayern aus. Ein anstrengender Job, bei dem er die Nächte mangels Kasse nicht selten in seinem Bully verbringt. Aber das ist es wert, denn nun endlich beginnt sich die Sache auszuzahlen.

Aus dem Heft wird das „Häfft“ – witzig und bunt

1996 stößt der Comic-Zeichner Werner Härtl alias „Weeh“ zum Team hinzu. Auch ihn haben Andy und Stefan über das Magazin „Mephisto“ kennengelernt, das in jeder Ausgabe einen anderen Zeichner mit seinen Werken vorstellt. Weeh gibt dem Hausaufgabenheft den Namen, der schließlich zu dessen Markenzeichen wird: Zum ersten Mal erscheint das Schüler-Hausaufgabenheft unter dem neuen Titel „Häfft“ und mit farbenfrohen Illustrationen. Weeh entwickelt auch die Comic-Charaktere „Brot & Schwein“, die seit dieser Zeit die Schüler/innen im Häfft begleiten.

1997 kommt der Verlag dann richtig in Schwung: Andy bezieht ein eigenes Büro in München-Neuhausen, erste regionale Handelsketten nehmen das Häfft in ihr Sortiment auf. Andy und Stefan gründen eine Außenstelle in Baden-Württemberg und liefern erstmals Häffte im Ländle aus. Ein Jahr später wird das Häfft bei den ersten nationalen Handelsketten gelistet und ist damit bundesweit erhältlich; die Auslieferung wird auf Postzustellung umgestellt. Zugleich starten die beiden Jungunternehmer mit der Seite www.hausaufgabenheft.de ihren ersten Internet-Auftritt.

Mit neuer Kraft aus der Krise

Im Frühjahr 1999 bezieht der Häfft-Verlag seinen neuen Firmensitz in der Barer Straße in München, doch wenig später beginnt es bei den Finanzen zu kriseln. „Wir waren natürlich nicht wirklich ein klassischer Verlag“, räumt Andy Reiter ein. „Das Häfft war ein Kultprodukt, und wir haben uns damals sehr von der allgemeinen Mentalität anstecken lassen, die vor allem auf langfristige Marktchancen und nicht so sehr auf kurz- und mittelfristige solide und gesunde wirtschaftliche Grundlagen aufgebaut war.“ So stecken die beiden deutlich zu viel Geld in Markenaufbau, Community-Betreuung und andere Kommunikationsaufgaben. Leider steigen damit vor allem die Ausgaben, das Sortiment aber ist noch zu klein, um auch die Umsätze entsprechend zu steigern.

Es geht nicht mehr anders: Der junge Verlag muss sich erst einmal gesundschrumpfen, um nicht – wie so viele StartUps der „New Economy“ – in der Versenkung zu verschwinden. „Das war zwar eine schmerzhafte Erfahrung“, sagt Stefan Klingberg, „aber die hat uns im Nachhinein sehr gutgetan, weil wir gezwungen waren, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.“

Als Vorteil erweist sich dabei, dass beide Gründer reine Autodidakten sind – das gesamte Know-how rund um Grafik, Design, Datenbankentwicklung und auch die betriebswirtschaftlichen Grundlagen haben sie sich selbst erarbeitet. Damit verfügen sie über Fachwissen in den verschiedensten Bereichen, und das hilft ihnen enorm bei der Neustrukturierung des Unternehmens.

Zurück in der Erfolgsspur – mit einem Bestseller

Im Jahr 2001 zieht Stefan der Liebe wegen mit seiner neu gegründeten Familie nach Berlin und baut dort einen neuen Standort für den Verlag auf. Mit zunehmender wirtschaftlicher Erholung wird der Handelsvertrieb weiter ausgebaut und mit dem Bestseller „Vokabel-Häfft“ für verschiedene Sprachen gelingt endgültig die finanzielle Gesundung.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat der Häfft-Verlag sein Portfolio laufend erweitert: Mit dem Grundschul-Hausaufgabenheft gibt es seit 2001 einen Schülerkalender, der ganz auf die Bedürfnisse jüngerer Schüler/innen zugeschnitten ist. Weitere Spezialmedien wie Sprachlernhilfen und Musikhefte folgen ab 2003. Der „Chäff-Timer“ wendet sich an erwachsene Zielgruppen und erleichtert seit 2006 eine übersichtliche Planung in Studium und Beruf. Kurz, das Sortiment hat an Breite und Vielfalt deutlich hinzugewonnen. Alle Häfft-Produkte folgen dabei demselben Prinzip, nämlich durchdachte Funktionalität mit intelligenter und witziger Unterhaltung zu verbinden.

Der Häfft-Verlag und die Stadtsparkasse München – zwei, die sich gut ergänzen

Bei all diesen Entwicklungsstufen ist die Stadtsparkasse München ein wichtiger Partner, mittlerweile seit mehr als 20 Jahren. Gerade in der ersten existenziellen Krise infolge des New-Economy-Crashs 2001 wird ein größeres Darlehen der Stadtsparkasse München zum entscheidenden Überlebensfaktor für den (zu) schnell gewachsenen Jungverlag. Außerdem gehört die Stadtsparkasse zu den ersten Anzeigenkunden im Münchner Hausaufgabenheft, und auch im „S-Club Magazin“, das sich an 14- bis 25-Jährige richtete, wurde über den Häfft-Verlag und seine Gründer berichtet.

Seit einem Jahr ist Anne Roth am Hauptsitz der Stadtsparkasse München die feste Kundenbetreuerin des Verlags. Und natürlich freut sie sich mit den beiden Gründern auf eine dauerhafte Fortsetzung der erfolgreichen Partnerschaft: Der Häfft-Verlag ist inzwischen ein Team aus rund 25 Mitarbeitern, die alles dafür tun, die besten Schreibwaren der Welt zu entwickeln.

Das Gewinnspiel endete am 28. August 2020.
Alle Gewinner wurden informiert.

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